Das Amt des Präsidenten will ich ausfüllen mit Engagement, Herzblut und Umsicht. Ich werde die Interessen der Ärztinnen und Ärzte im Land vertreten und dazu den Austausch suchen mit den Kolleginnen und Kollegen auf der einen Seite und mit der Landesregierung auf der anderen Seite.
Wichtig ist mir eine gute Zusammenarbeit der Bezirksärztekammern und der Landesärztekammer.
Wir wollen unsere Aufgaben nach dem Heilberufekammergesetz bestmöglich erfüllen.
Als Ärzteschaft werden wir Stellung nehmen zu den drängenden Themen der Gesundheitsversorgung unserer Tage.
Bewerbungsrede am 23.02.2019:
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Heute wird das die Besatzung neu aufgestellt für unsere Flotte, unsere Landesärztekammer. Sie haben vielleicht meine Homepage besucht. Ich bin 56 Jahre alt, verheiratet, habe vier Kinder, die älteste hat gerade als Assistenzärztin angefangen. Ich stamme aus Oberschwaben, Abitur an der Klosterschule in Bad Wurzach, Studium in Ulm, Weiterbildung in Biberach und Stuttgart. Seit 20 Jahren bin ich niedergelassen in Echterdingen als Unfallchirurg, zusammen mit einem Orthopäden.
Ich stehe für einen Neubeginn. Ich will aufbauen auf der Arbeit der letzten Jahre. Ich bin mir sicher: Wir können mehr! Ich stehe für praktische Lösungen, Ich setze mich ein für die Kollegen. Das habe ich immer getan:
Schon als Assistenzarzt kam ich in den Vorstand der Ärzteschaft Stuttgart. Als Mitarbeitervertreter im Marienhospital bin ich in den Marburger Bund eingetreten, bis heute bin ich dort Mitglied. Nach meiner Niederlassung habe ich zusammen mit Kollegen unsere Notfallpraxis aufgebaut, bereits damals am Krankenhaus – heute ist das Standard. Seit 25 Jahren bin ich in der Kammer zuhause bis hin zum Deutschen Ärztetag.
Erfahrung habe ich gesammelt vier Wahlperioden im Vorstand in der Bezirksärztekammer, aktuell als Vizepräsident, in den letzten Jahren in nahezu allen Vorstandsitzungen der Landesärztekammer verantwortlich für die Widerspruchsfälle aus dem ganzen Land. Ich war Mitglied in sämtlichen Hauptausschüssen, daneben mit meinen Schwerpunkten im Ausschuß Notfallmedizin und im Arbeitskreis Geschichte und Ethik der Medizin.
Auch habe ich die Kammer immer wieder vertreten bei Behörden vom Gesundheitsamt bis hin zum Ministerium und genauso in Gremien bei der Bundesärztekammer.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die digitale Revolution, der demographische Wandel und die veränderte Arbeitswelt sind große Herausforderungen. Die IT und die künstliche Intelligenz verändern auch die Medizin. Das kann eine Chance sein. Dabei muss aber alles Neue beweisen, dass es uns wirklich voranbringt.
Die Menschen leben länger und müssen versorgt werden. Also brauchen wir mehr Ärzte. Gleichzeitig fordern die Kolleginnen und Kollegen zu Recht bessere Arbeitsbedingungen Das bedeutet aber weniger ärztliche Arbeitszeit. Auch wenn ein Drittel der Kliniken in Deutschland zur Disposition steht, auch wenn die Kassen der Legende von der Überversorgung nachhängen. Wir müssen sicherstellen.
Was bedeutet das konkret für die Kammer? Ich will Weiterbildung möglich machen, auch parallel an verschiedenen Einrichtungen, auch dann, wenn der Weiterbilder selbst in Teilzeit arbeitet. Und nicht etwa nur in der Psychotherapie, genauso in den operativen Fächern. Wir sind begeistert, wenn eine Kollegin, ein Kollege in Teilzeit eine Klinik leitet oder eine Praxis betreibt. Und bei der Befugniserteilung ist dann auf einmal alles ganz schwierig? Das darf so nicht bleiben.
Die Weiterbildungsordnung muss umgesetzt werden. Das E-Logbuch kommt. Auch regionale Abweichungen sind dabei definitiv machbar. Wer behauptet, die Technik würde die hundertprozentige Bundestreue erzwingen, ist entweder schlecht informiert oder ideologisch verbohrt. Wir entscheiden über die Inhalte, nicht irgendeine Arbeitsgruppe in Berlin.
Unsere Berufsordnung kann nur einen Korridor aufzeigen. Klare Grenzen mit viel Bewegungsfreiheit dazwischen für Kooperation, für sinnvolle Versorgung. Wir können nicht auf der einen Seite Bürokratieabbau fordern und auf der anderen Seite immer neue kleinteilige Vorschriften ersinnen.
Mein erster Grundsatz: So viele Regeln wie nötig, so viel Freiheit wie möglich.
Auch bei der Fortbildung muss vor allem die Qualität stimmen. Und die Fortbildung muss unabhängig sein. Wir lassen nicht zu, dass die Industrie unsere Fortbildung für Ihren Profit missbraucht. Wir zertifizieren. Darauf müssen sich die Kollegen verlassen können.
Die Fernbehandlung ist da. Wir evaluieren die Modellprojekte. Und dann gehen wir den nächsten Schritt. Hier im Haus haben wir mit der KV BW einen starken Partner. Das Wichtigste dabei für mich: Die individuelle Entscheidung treffen immer Patient und Arzt gemeinsam, egal auf welchem Kommunikationsweg.
Mein zweiter Grundsatz: safety first!
In jedem guten Team muss klar sein: Wer macht was? In unsern Ärzteschaften und Kreisvereinen begegnen sich die Kolleginnen und Kollegen persönlich.
In den Bezirksärztekammern wird ein großer Teil der Arbeit erledigt. Dort melde ich mich an, dort gehe ich zur Facharztprüfung, jeder kennt „seine Kammer“. Die Bezirke arbeiten zusammen und stimmen sich ab. Das muss die Landesärztekammer unterstützten und moderieren.
In unserer Satzung, sie haben Sie in den Unterlagen, sind im § 15 nicht weniger als 24 Punkte aufgelistet, wofür die Bezirksärztekammern zuständig sind. Die Landesärztekammer hat darüber hinaus nur vergleichsweise wenige Aufgaben.
Wenn die Bezirke stark sind, kann sich die LÄK konzentrieren auf die Grundlagenarbeit, auf den Kontakt mit den Behörden und mit der Politik, auf die Novelle des Heilberufe-Kammer-Gesetzes. Sie kann arbeiten an einem neuen Bild der Ärzte in der Öffentlichkeit.
Mein dritter Grundsatz: Soviel Ärzteschaft, soviel Bezirk wie möglich,
so viel Landesärztekammer wie nötig. Und dann aber richtig!
Was liegt mir besonders am Herzen? Ich will die Kollegen zusammenbringen auch mit fachübergreifenden Themen aus Ethik und Politik. Wir müssen uns einsetzen für die Schwächsten. Armut darf nicht krank machen, das ist ein Grundpfeiler unserer Gesellschaft.
Wir müssen uns wehren. Bei Angriffen wie dem TSVG dürfen wir nicht tatenlos zusehen. Die künftige Notfallversorgung wird jetzt 2019 diskutiert. Keine andere Berufsgruppe ist sektorenübergreifend so unmittelbar betroffen, so kompetent für dieses Thema wie die Ärzte.
Ich schaue über den Tellerrand hinaus, auch außerhalb von Kammer und KV. Als Vertreter unseres Bürgermeisters habe ich schwierige Situationen mit Presse und kritischen Bürgern bestanden. Als Kreisrat und im Aufsichtsrat unseres Klinikverbunds kennen mich auch die Abgeordneten und die Verwaltung nicht als Lobbyisten, sondern als Kollegen, der um die beste Lösung ringt.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, sie haben heute die Chance auf einen Neustart. Dazu brauchen wir Schwung, Kompetenz und Perspektiven.
Gemeinsam mit Ihnen will ich unsere Flotte voranbringen. Dafür bitte ich um Ihr Vertrauen.